Händeschütteln verboten.
Angela Merkel reichte Horst Seehofer kürzlich ihre Hand zum Gruß, die der allerdings zurückwies. Eine peinliche Situation. Damit es dazu nicht kommt, dürfen wir in der Firma oder auch privat nun aus einer Fülle von Varianten auswählen und mit reinem Gewissen, Etiquette und diese jahrtausendealte Tradition des Handschlags ignorieren. Stattdessen dürfen wir Elbow-Bump, Ghettofaust oder Namaste grüßen. Ob unter Teammitgliedern oder auf der Straße, aller Orts sehen wir momentan neue und kreative Begrüßungen, während die etablierten Gewohnheiten wie der Handschlag weichen müssen. Etikette auf dem Prüfstand. Was geht und was geht nicht.
Laut dem Verhaltensbiologen Irenäus Eibl-Eibesfeldt, ist die Begrüßung ein aggressionshemmender Mechanismus und ist bereits den Primaten bekannt. Einen Handschlag machen die zwar nicht, aber dafür ein uns gut bekanntes mimisches Signal: Sie ziehen die Augenbrauen hoch und legen den Kopf schräg. Wir Menschen können verbal noch ein Moin-Moin ausrufen und haben somit die perfekte Begrüßung, in Zeiten von Corona.
Die momentan angesagtesten Begrüßungen auf einen Blick
a.) Die den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 Metern unterschreiten:
- Wuhan-Shake: Diese Begrüßung nennt sich übersetzt auch füßeln. Sie ist kürzlich in der chinesischen Stadt Wuhan erfunden worden, wo der Virus angeblich seinen Anfang nahm und zog dann als Youtube Video in die Welt. Menschen mit langen Beinen können diese Begrüßung entspannt anwenden. Kurzbeinige unterschreiten damit den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 Metern und müssen selbst entscheiden, ob sie das wollen.
- Elbow-Bump: Hier treffen die Ellenbogen der Begrüßenden aufeinander. Da sich der Kontakt äußerst nah an der Armbeuge befindet, in die wir ja niesen sollten, ist sie mit Vorsicht zu genießen.
- Ghettofaust: Sie kommt aus den USA und wurde von Barrack Obame in die Gesellschafft eingeführt. Die Fäuste der Begrüßenden prallen aufeinander. Sie wird auch Fist – Faust genannt und mit einem coolen „Hey Bro“.
- Ebola-Bump: Sie wurde in der Ebolakrise entwickelt. Hier darf man sich mit dem Hinterteil anstupsen. Da Bewegungen des Hintern auch als erotisches Signal gelten, sollte man je nach Situation entscheiden. Diese Begrüßung mit unbekannten Menschen zu machen, wäre wohl eher eine Überforderung.
- Schulterklopfen: Sie drückt im Allgemeinen eine Bedürfnis nach Nähe aus und kann unter anderem als hemdsärmelige Begrüßung verstanden werden.
b.) Die den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten:
- Namaste: Sie kommt ursprüngliche aus Indien und bedeutet: Ich verbeuge mich vor dem Göttlichen in Dir. Hierbei werden die eigenen Handflächen zu einer betenden Geste aufeinander gelegt und durch eine kleine Beugung des Oberkörpers begleitet. Da man sich nicht gegenseitig berührt, kann man den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 Metern gut einhalten.
- Hand aufs Herz: Sie ist selbstredend, kommt aus dem arabischen Raum und drückt unteranderem Wohlwollen und Herzlichkeit aus.
- Gong Shou Geste: Sie kommt aus dem alten China. Hierbei wird die linke Faust, in die rechten Handfläche gedrückt. Aber vorsicht: Leicht zu verwechseln mit der gleichen Geste, wo die Faust allerdings mehrfach in die Handfläche geschlagen wird. Das bedeuten: Jetzt gibt´s Kloppe.
- Winken: Sie wird weltweit und sehr facettenreich eingesetzt. Erhöht allerdings unter 1,5, Metern Ansteckungsmöglichkeit durch Schleudergefahr der Viren, sofern der Nieser immer noch in seine Hand niest und das sind nicht wenige.
- Knicks oder Verbeugung: Der Knicks, also das leichte Einknicken beider Knie, ist eine ritualisierte Geste, die einer anderen, meist ranghöheren Person Achtung oder Verehrung entgegenbringen soll. Früher wurde sie häufig von Frauen und Dienenden ausgeführt, was damals praktisch das gleiche war;) Ich würde sagen: Geschmacksache. Eine kleine Verbeugung geht immer, drückt sie doch in diesem Zusammenhang Wertschätzung und Respekt aus.
- Vulkaniergruß: Sie ist bekannt aus der Star-Trek Serie und bedeutet „lebe lang und gedeihe.“ Diese Begrüßung benutzte Spitzohr Mister Spock, gebürtig in Vulkanien.
Mein Tipp
Jede Änderung einer traditionell gelebten Begrüßung, bringt erst einmal Verwirrung ins Spiel und so empfehle ich, neue Begrüßungsrituale proaktiv vorzugeben, denn das vermittelt dem anderen Sicherheit und diese ist in Krisenzeiten wichtiger denn je. Zurzeit thematisieren wir unsere Begrüßung noch und lachen dabei hoffentlich viel. Nach einer Weile werden die Gesten sich etabliert haben. Was nicht heißt, dass der Handschlag nach der Krise verschwindet. Er ist ein Zeichen gegenseitigem Vertrauen und da Vertrauen die Währung in der Kommunikation darstellt, wird diese Form sicherlich auch weiterhin verwendet werden.
Als Körpersprache Expertin weiß ich, wie schwer sich Menschen damit tun, lieb gewonnene Verhaltensweisen zu verändern und bereits der Wechsel vom Hand-Nieser zum Ellenbogenbeugen-Nieser, ist für viele eine große Herausforderung. Neue Gewohnheiten fordern uns heraus. Sie müssen eingeübt werden und es dürfen Fehler gemacht werden. Für ein Volk mit schlechter Fehlerkultur, ist es eine gute Lernerfahrung Fehler machen zu dürfen. Probiert verschiedene Begrüßungen aus, macht Fehler und lacht darüber.
Und das Wichtigste: Bleibt gesund!