Zeige mir wie du gehst und ich sage dir, wer du bist

 

Fingerabdruck und Iris-Scan waren gestern. Ein neuer Trend in der biometrischen Erkennung ist der menschliche Gang und die damit in Zusammenhang stehende Ganganalyse. Der Gang war gesellschaftlich schon immer ein Blick wert und jetzt haben auch die Entwickler künstlicher Intelligenzen sein Potential entdeckt. Andere Menschen zu entschlüsseln und deren Geheimnisse aufzudecken, interessiert uns seit Menschengedenken. Werfen wir ein Blick auf das, was geht.

Menschenkenntis wurde lange unterschätzt

Eine Vielzahl von Modellen und Systemen wie bspw.  DISG© Modell, Mimikresonanz©, Körperrhetorik© uvm. verbessern nachweißlich unsere Menschenkenntnis und Sozialkompetenz. Welche Motivation für den Einzelnen auch immer dahinterstecken mag, das Interesse an der Glaubwürdigkeit eines Menschen ist heute höher als je zuvor. In den Medien häufen sich Berichte, TED-Talks und Filme von, mit und über Profiler, Mentalisten und andere „Magier“. Was sie gemeinsam haben? Sie analysieren Menschen bis ins kleinste Detail, um Aussagen über ihr Verhalten zu treffen. Vor allem unter dem Gesichtspunkt einer zunehmend schwindenden analogen Kommunikation und einer immer stärker zunehmenden Digitalisierung unseres täglichen Austauschs, gewinnt die vielfach unterschätzte Menschenkenntnis erneut an Bedeutung.

Vertrauen ist eine Währung

In einer Begegnung zwischen uns Menschen ist und bleibt die Frage, ob wir dem anderen Vertrauen schenken können von größter Bedeutung. Und hierbei ist es gleichgültig, ob wir uns in der Führung oder im Vertrieb bewegen: Vertrauen ist eine wichtige Währung. Grundsätzlich wollen wir unsere Gesprächspartner verstehen und einzuschätzen können, um uns selbst zu positionieren. Das hängt mit unserer eingespeisten Empathie-Software zusammen. Wir versetzen uns mit Hilfe unseres nonverbalen Verhaltens in die Gefühlslage des anderen, um sein Lebenskonzept zu verstehen und besser auf diesen eingehen zu können. So entsteht Vertrauen.

Genauigkeit der Gangart-Analyse

Gangartanalysen sind übrigens äußerst aussagekräftig. Forscher von der Universität Manchester unter der Leitung von Costilla Reyes, haben ein biometrisches Verifikationssystem entwickelt. Es besteht aus einer biometrischen Sensorplatte, welche individuelle Gangmuster aufnimmt, sobald jemand darüber läuft und einer Software, die im Anschluss daran 24 Gangfaktoren auswertet. In Flughäfen und Sicherheitsbereichen wird diese Software bereits erfolgreich getestet. Die Fehlerquote beträgt  0,7 {a923d8e8c91e592736fbadc0aac2ff3ec0b131f0bf7f0da6d94cbd9aa9a248be}.

Auch ohne Druckplatte und Software, können wir Gangmuster  sogar mit bloßem Auge relativ gut erkennen, besser noch als die Micromimik eines Menschen, die sich nur sehr kurz und flüchtig zeigt und fast ausschliesslich über Kameraaufzeichnungen ausgewertet werden kann.  Ein wichtiger Aspekt der Ganganalyse gilt der hohen Echtheit dieser Signale, denn sie sind im Gegensatz zur Mimik, weniger bewusst und somit weniger manipulierbar. Dafür allerdings bedeutend ehrlicher.

Je mehr körpersprachliche Signale, desto aussagekräftiger

Warum die Gangart-Analyse an Bedeutung gewinnt? Der menschliche Gang ist ein fein abgestimmtes System unterschiedlichster Bewegungsmuster und gibt nicht nur Aufschluss über unsere Identität, sondern auch über Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsstruktur. Befindlichkeiten und Gemütslage spielen zwar hinein, doch sind die 24 Faktoren, laut Reyes so individuell und fest im System des jeweiligen Menschen eingespeichert, dass diese kaum eine Rolle spielen.

In meiner Forschungsarbeit mit der Körperrhetorik, konnte ich ebenfalls 33 Faktoren des Gangs identifizieren. Sie stehen zu einem großen Teil mit weiteren Körpersignalen wie bspw. dem Oberkörper oder dem Kopf  in Verbindung.

Ein paar Bespiele des Gangs:

  1. Die Aufrichtung des Körpers beim Gehen: Gerade, nach vorne- oder nach hinten gelehnt
  2. Die Kopfausrichtung beim Gehen: Geradeaus nach vorne ausgerichtet, nach oben oder nach unten
  3. Die Arme beim Gehen: Liegen seitlich am Körper an oder schwingen frei mit
  4. Die Schritte: Im Verhältnis zur Größe eines Menschen, sind eher klein oder eher groß

Du willst jetzt bestimmt wissen was die einzelnen Signale aussagen. Ich kann es dir schlichtweg nicht sagen, denn alleine im Zusammenspiel von Gangart und anderen Merkmalen liegt die Wahrheit. Und so arbeiten auch Profiler. Bereits aufgrund dieser 10 Faktoren, ergeben sich so unendlich viele Möglichkeiten der Interpretation, dass es nur ein unzureichender Versuch von mir wäre, andere Menschen und ihr Verhalten dadurch einzuschätzen.

Wie ich mein Körpersprache-Wissen erweitere

Du willst mehr darüber erfahren? Gehe raus und suche bei Spaziergängern oder Menschen im U-Bahn Tunnel die 10 Faktoren. Frage dich einfach,  wie die Signale auf dich wirken. Dir wird zu 60{a923d8e8c91e592736fbadc0aac2ff3ec0b131f0bf7f0da6d94cbd9aa9a248be}  das Richtige einfallen.

Der Mensch mit schnellem Gangtempo, hat es entweder eilig oder seine Persönlichkeitsstruktur präferiert Schnelligkeit. Beugt er sein Oberkörper jetzt noch nach vorne, schwingen seine Arme mit und macht er verhältnismäßig große Schritte, dann hast du mit größter Wahrscheinlichkeit einen Menschen vor dir, der eher ergebnisorientiert handelt als detailorientierte Pläne schmiedet.

Hinschauen hilft!

Wenn dich das Thema richtig neugierig gemacht hat und du mehr über die Gangart-Analyse erfahren möchte, melde dich gern direkt bei mir.

 

O. Costilla-Reyes, R. Vera-Rodriguez, P. Scully and K. B. Ozanyan, „Analysis of Spatio-Temporal Representations for Robust Footstep Recognition with Deep Residual Neural Networks,“ in IEEE Transactions on Pattern Analysis and Machine Intelligence, vol. 41, no. 2, pp. 285-296, 1 Feb. 2019.