Als mir im Frühjahr erdrutschartig meine Aufträge als Coach und Trainerin wegbrachen, ich fassungslos vor meinem leeren Timer saß und ungläubig wie kopfschüttelnd auf die mächtig vielen durchstrichenen Namen meiner Kunden blickte, dachte ich nicht im Traum daran, meine Leistungen digital anzubieten. Ich tat es doch. 

KÖRPERSPRACHE KOOPERIERT MIT ALLEN  SINNEN 

Als Körpersprache-Expertin liegt mein Augenmerk auf dem Zwischenmenschlichen in der Kommunikation. Es geht um die Signale, die wir mit bloßem Auge zwar sehen können, in den meisten Situationen allerdings nicht bewusst wahrnehmen. Ein Schulterzucken, ein Stuhlrücken oder ein kurzes nervöses Zwinkern oder Kichern nehmen wir meist nur unbewusst war, verarbeiten diese Signale allerdings zu Informationen, um uns zu orientieren und zu positionieren. 

Die von außen hereinkommenden, wie auch die ausgehenden Signale, bewusst zu Informationen zu verarbeiten und zu interpretieren, birgt einen großem Vorteil, denn wir können diese bewusst verändern oder uns der Situation besser anpassen. 

Meine Dienstleistung digital anzubieten, war für mich bis dato ungefähr so, wie von meinem Liebsten eine abendliche Fußmassage einzufordern und die Schuhe anzulassen: unsinnig und unsinnlich. In der analogen Kommunikation werden alle Sinne beansprucht. Wie benutzen unsere Augen zum Sehen, unsere Ohren zum Hören, unsere Nase zum Riechen und unsere Hände zum Tasten. Vom 6. Sinn will ich gar nicht erst anfangen. 

UND SO STÜRZTE ICH MICH IN MEINE PERSÖNLICHE TRANSFORMATION 

Als Mittfünfzigerin wurden mir die digitalen Fähigkeiten nicht in die Wiege gelegt, obwohl ich sie mittlerweile täglich nutze. Wenn ich meine jungen weiblichen Kolleginnen oder Kundinnen beobachte, staune ich über ihre digitalen Fertigkeiten. Sie bewegen sich gezielt in der digitalen Welt. 

Bei schönstem Corona-Wetter und mit eingeschaltetem Nach- richten-Ticker machte ich mich an die Arbeit. 

Nach 20 Jahren in diesem Geschäft war mir früh klar: Ich werde bis zum Herbst keinen einzigen Heller verdienen.
Auf meine Kunden, Konzerne und gut situierten Mittelstand konnte ich mich rein wirtschaftlich jetzt nicht verlassen. Die hatten gerade andere Sorgen. 

Ich tat also das, was alle vernünftigen Menschen tun: Kosten für Lebensversicherung senken und in privaten Angelegenheiten sparsam haushalten. Der Italiener um die Ecke war somit eingespart. 

IMMER DAS OPTIMUM HERAUSHOLEN, ODER? 

Ich holte alles aus meinen Schubladen, Archiven und verstaubten Winkeln meines Erinnerungsvermögens und fand tatsächlich eine Menge digitaler Projekte, die ich bis dato nie umgesetzt hatte. Ich fing an mein viertes Buch zu schreiben, ein E-Book, ich ließ ein Lernvideo zum Thema „Körpersprache-Typen in Verhandlungen“ drehen, stellte mein Coaching auf remote um und führe mittlerweile relativ unbeschwert Zoom-Meetings durch. Nächste Woche halte ich einen bezahlten Vortrag für 50 Einkäufer aus der Hamburger Region remote. Weitere spannende Projekte sind in der Planung, wie beispielsweise Lernvideos zum Thema Körperrhetorik©. 

Dass ich mit meinen digitalen Produkten nur noch zwei statt fünf Sinne anspreche, ist für mich mittlerweile in Ordnung und ich habe meinen Frieden damit gemacht. Ich weiß, dass ich am liebsten das Optimum herausholen will und gelegentlich einen zu hohen Anspruch habe. Ist wohl irgendwie typisch Frau. 

Im Frühling stand ich vor einer riesigen Mauer. Aber ich habe mir ein Herz genommen und mir gesagt: Einfach mal machen, auch Fehler, die korrigieren und weitermachen. Wenn wir nicht in Corona-Zeiten etwas Neues ausprobieren, wann dann? 

TIPPS SO GELINGT DIE DIGITALE TRANSFORMATION 

• Mentale Techniken nutzen, um sich positiv zu justieren 

• Ideen entwickeln und sich helfen lassen 

• Fehler machen und somit die eigene Fehlerkultur verbessern 

• Überhöhten Anspruch über- prüfen und an die Situation anpassen oder auch mal über Bord werfen 

• Das Gesetzt der Resonanz verinnerlichen: Jede Investition zahlt sich aus 

Ein Gastartikel für das Magazin/SheWorks!/Neustart aus dem Oktober 2020 von Nadine Kmoth